Wenn die Rede vom Stör ist, denkt man vor allem an die Störarten im Donauraum, die auf Bildern zu sehen sind. Darauf posieren mehrere Männer neben riesigen Fischen, die das Gewicht von einem Kleinwagen haben. Tatsächlich sind viele Störpopulationen in weiten Teilen ihres ursprünglichen, natürlichen Verbreitungsgebietes ausgestorben und man wird im mitteleuropäischen Donauraum wohl keine aktuellen Bilder von Exemplaren in der Größenordnung um 4-5 Meter mehr finden.
Informationen zur Lebensweise der meisten Störarten
Die meisten Störe leben anadrom. Das heißt, dass der Stör, ähnlich wie Lachse, einen Teil ihres Lebens im Meer verbringen und zum Laichen in fließende Süßgewässer aufsteigen. Ökologisch unbedacht gebaute Karftwerke, die während der Industrialisierung an großen Flüssen und Strömen entstanden, hindern die Fische daran zu Ihren Laichgründen zu gelangen.
Auch der europäische Hausen (Huso huso), die größte aller Störarten war bis zum Bau der Donaukraftwerke „Eisernes Tor 1“ und Eisernes Tor 2“ an der heutigen serbisch-rumänischen Grenze, entlang der Donau, bis in den deutschsprachigen Raum verbreitet. Unterhalb der Kraftwerke wurden im Jahr 2003 natürliche Laichgebiete registriert.
Ansonsten ist der europäischen Hausen, der im russischen Sprachraum als Beluga bezeichnet wird, im Schwarzen Meer und im Kaspischen Meer heimisch. Außerdem kommt er in den Flüssen, die diese Gewässer mit Süßwasser speisen vor. Die Populationen im Kaspischen Meer wandern zur Fortpflanzung hauptsächlich in den Ural. Bestände in der Wolga werden durch künstlichen Besatz erhalten.
Der europäische Hausen ist natürlich auch für Kaviar bekannt. Bei Kaviar handelt es sich um die weiblichen Geschlechtsorgane, also die Eier des Störes. Ein einziges Weibchen kann bis zu 7 Millionen Eier in sich tragen, welche bis zu 20% ihres Körpergewichts betragen. Dieses liegt bei den meisten ausgewachsenen Fischen zwischen 150 und 250 Kilogramm. Echter Belugakaviar passt hervorragend zu hochpreisigem Champagner und kann je nach Qualität und Herkunft richtig teuer sein.
Ernährung des europäischen Störs
Störe ernähren sich hauptsächlich von Würmern, Krebstieren, Weichtieren oder Insektenlarven. Der europäische Hausen ist eine der wenigen Störarten, die außerdem als Jäger von kleinen Fischen gilt.
Die meisten anderen Störe bleiben bei Nahrung, welche sie vom Boden förmlich aufsaugen. Das nach unten gerichtete Maul ist von Barteln umgeben, mit denen sie ihre Nahrung in den Mund kehren. Sie sind, ähnlich wie Haie, richtige Dauerschwimmer. Vor allem in stehenden Gewässern müssen die Fische in Bewegung bleiben. Auf Grund ihrer eher schwachen Kiemen pumpen sie in ruhendem Zustand zu wenig Wasser durch Ihr Atmungssystem. Somit setzen sie nicht genügend Sauerstoff für Ihren Stoffwechsel um.
Haltung außerhalb des natürlichen Lebensraums
Generell brauchen Störe sauerstoffreiches Gewässer, was vor allem bei der Haltung in Teichen beachtet werden muss. Viele Störarten können in heimischen Teichen gehalten werden, wenn man für Strömung und gute Umwälzung des Wassers sorgt. Doch sollte auch immer hinterfragt werden wie artgemäß die Haltung in einem kleinen, ruhenden Gewässer ist.
Interessiert man sich für die Haltung der Tiere, sollte man einige Dinge bedenken. Wichtig ist vor allem die Wahl der Art mit der man sein Gewässer besetzt. Der Sterlet (Acipensa ruthenus) ist hierfür gut geeignet. Einerseits ist er eine der wenigen Störarten, die nicht anadrom lebt, was bedeutet, dass er an ständiges Leben in Süßwasser gut angepasst ist. Andererseits wird er nicht so groß wie ein europäischer Hausen, was gerade in kleineren Gewässern von Vorteil sein kann.
Außerdem brauchen auch kleinere Störe Wassertiefen von mindestens 1,5 Metern und flachen hindernisfreien Grund, auf dem sie weite Bahnen zur Nahrungssuche ziehen können. Wurzeln oder Engstellen zwischen Steinen sind für diese Fische besonders gefährlich, da sie nicht die Fähigkeit haben rückwärts zu schwimmen und sich daher festfahren können. Dies endet zumeist tödlich, da durch den abgerissenen Wasserstrom nicht genügend Sauferstoff in den Kreislauf gelangt.
Die Tiere sind generell recht resistent gegenüber ihrer Umwelt. Die meisten Störarten sind nur unter großem Aufwand auch vermehrbar, was vor allem an Fressfeinden im Eistadium oder bei Jungfischen liegt.
Stör: Nutzung und Schutz
Gefischt wurde der Stör schon vor tausenden Jahren, allerdings begann erst im 19. Jahrhundert eine wirtschaftlich bedeutende Fischerei auf den primitiven Knochenfisch. Dies dezimierte vor allem die Bestände des Atlantischen Störs (Acipenser oxyrinchus) so stark, dass die Art auf der Roten Liste Gefährdeter Arten verzeichnet ist. Momentan gilt sie als gering gefährdet, doch in Zeiten kommerzieller Fischerei gingen die Fangzahlen innerhalb von 10 Jahren intensiver Nutzung um 90 % zurück.
Der Stör war, ist und bleibt ein interessanter Zielfisch. Ich hoffe, dass ihr diese Informationen nutzen könnt um ihm bei Gelegenheit erfolgreich auf die Flossen zu rücken!
Weiterhin viel Spaß am Wasser!
Euer Anglerspezi Peter